Samstag, November 10, 2007

Über Haareschneiden

Situation (m)
Ich möchte heute mal einen Ausflug in die Statistik wagen. Mir war aufgefallen, dass, wenn immer ich eine tolle Frau kennengelernt habe, ich einen coolen Haarschnitt hatte, und das bedeutet kurze Haare. Nach kurzer Zeit bestand die Frau dann darauf, dass ich mir die Haare wachsen lassen müsse.
Nach einer kurzen Blitzumfrage im Bekanntenkreis habe ich lernen müssen, dass es nahezu allen männlichen Bekannten von mir so geht (bis auf einen, der seit frühester Jugend ganz ohne Haare auf dem Kopf lebt, und den noch niemand anders gesehen hat....).
Versuch einer Erklärung
Kurze Haare scheinen eine Signalwirkung zu haben. Sobald diese Wirkung eingetreten ist, ist es im Interesse der Frau, diese Wirkung unverzüglich zu unterbinden. Notfalls wird der Wunsch nach einem attraktiven Haarschnitt untersagt mit der Drohung "Wenn Du Dir die Haare abschneidest, dann mach ich es eben auch." Somit hat man die Alternative
  • ich schaue morgens in den Spiegel und finde mich unattraktiv -oder
  • ich schaue auf meine Liebste und finde diese unattraktiv
Interessanterweise hat mein ansonsten völlig verstörter Nachbar in letzter Zeit öfter Damenbesuch, und seitdem sind auch seine Haare gewachsen....

Womit wir vom Thema "Männer und Kurze Haare" zum Thema "Frauen und Kurze Haare" kommen.

Situation (m -> f)

Wenn eine Frau sich die langen Haare abschneiden lässt, dann kann man in der Regel davon ausgehen, dass die Beziehung dieser Frau noch ca 5 Wochen dauern wird, dann ist Schluss.
Lange Haare bei Frauen wirken auf Männer attraktiv, und diese Attraktivität "abzuschneiden"
ist ein Anzeichen für ein ernstes Problem. (Dies ist auch der Grund, warum die Drohung "Wenn Du Dir die Haare abschneidest, dann mach ich es eben auch" nicht eben nett ist).
Ist der Katastrophenfall eingetreten, stellt sich die spezielle Form der Frauensolidarität ein.

(Sie) Gefällt dir meine neue Frisur ?
-- (andere Sie) dein neuer Haarschnitt sieht toll aus
-- (noch andere Sie) Das sieht ja jetzt viel flotter aus

Sie haben beide nicht gesagt: Du siehst toll aus, sondern der Haarschnitt sieht toll aus.

Was implizit bedeutet: Du sahst vorher besser aus, aber so steigt eben jetzt meine Attraktivität, danke für soviel Ungeschick...

-- (er) Den Prozess gewinnst Du ....

5 wochen .....

Die Verursacher

Friseure fallen in zwei Kategorien, f und m.

Geht eine Frau zum Friseur, und fällt einem Wesen der Kategorie f zum Opfer, so wird f alles daran setzen, die Haare möglichst kurz zu schneiden, denn
  1. Das mindert die Konkurrenz
  2. Das mindert die Konkurrenz auf Dauer

Geht eine Frau zum Friseur und fällt einem Wesen der Kategorie m zum Opfer, so gibt es das Risiko, dass m alles daran setzen wird , die Haare möglichst kurz zu schneiden, denn
  1. Das mindert ggf. die Konkurrenz
  2. Die besten Freundinnen der Frau werden den neuen Haarschnitt loben und frau kann die Schande, verunstaltet zu sein, ja nicht zugeben
  3. die Frau hat ein potenzielles Beziehungsproblem und da kann man ja helfend eingreifen...
Noch eine Legende:

Abgeschnittene lange Haare wachsen nicht nach, in dem man sie abschneidet, auch wenn Friseure das Gegenteil behaupten. Sobald die Haare um 2 cm gewachsen sind, und man schneidet 2 cm ("nur die Spitzen") ab, dann sind sie nachher nicht länger.
Und wenn man versucht dem Friseur dies zu verbieten, dann kommt das Zauberwort, "aber den Spliss muss man abschneiden", zum tragen, und frau verliert zur Strafe 2,5 cm Haarlänge.

Und was tue ich ?

Ich werde nächste Woche zum Friseur gehen, mir einen m suchen, und auf die Frage "wie solls denn sein?" antworten "So kurz, dass ich gerade noch keinen Ärger mit meiner Liebsten bekomme" und er wird mich verstehen....

Sonntag, März 12, 2006

Ueber das Taxifahren

Im Projekt in einer Stadt, die nicht die ist, die man als Zuhause bezeichnen moechte, ist es ueblich, morgens vom Hotel zum Arbeitsplatz ein Taxi zu nehmen. Jeden Morgen und jeden Abend, Entfernungen werden dann bald in Euro gemessen,
"Wie weit ist es vom Hotel zum Kunden ?"
"8 Euro"
Auf diese Art lernt man die spezifische "Taxikultur" vieler Staedte kennen. Ein schoenes Beispiel hier war das Projekt in Wiesbaden.

Links oder Rechts

Von meinem Hotel aus konnte man nach links oder rechts Richtung Kunde fahren. Links war der Fahrpreis 11 Mark (damals noch) nach Rechts 15 Mark. Bei jeder zweiten Fahrt entspann sich der Dialog:
(ich:)"Guten Morgen, zur (kunde) bitte"
(Taxifahrer:) "Links oder Rechts ?"
(ich:)"Links Bitte"
(Taxifahrer:)"Rechts ist schneller"
je nach Stimmung/Wetter/Gemuetszustand meiner Freundin
(ich:)"Bitte Links" oder
(ich:)"Links ist Kuerzer" oder
(ich:)"Es gibt 11 Mark, fahren Sie doch wo sie wollen"
Die dritte Antwort hat sich bewaehrt, einsichtige Taxifahrer waehlen dann selbstaendig die kuerzere Strecke. Uneinsichtige kann man dann beim Erreichen der angesagten Summe auffordern, den Taxameter auszuschalten. Wichtig ist bei diesem Vorgehen, das Fahrgeld passend zu haben. Teilweise erhaelt man dann keine Hilfe beim Oeffnen des Kofferraums, was dann bedeutet, dass man den Kofferraum einfach offen laesst.

Welche Bruecke

Eine interessante Variante des Links oder Rechts findet sich in Koeln. Wenn ich vom Hauptbahnhof zu meiner Koelner Wohnung fahrem, die sich auf der anderen Rheinseite befindet, ergibt sich jedesmal die Frage:
(Taxifahrer:)"welche Bruecke ?"
zur Erlaeuterung: Es gibt 5 verschiedene Wege zu meiner Wohnung in Koeln, 4 davon sind gleichwertig, ein Weg ist optimal. Da es in der Regel bereits nach 22:00 Uhr ist, wenn die Frage gestellt wird, antworte ich standardmaessig:
(ich:)"nehmen Sie die kuerzeste Strecke"
was zu einer statistisch sauberen Normalverteilung ueber die 4 suboptimalen Strecken fuehrt. Kuerzlich habe ich aber eine Alternative entwickelt:
(ich:)"Hohenzollernbruecke" (das ist die Eisenbahnbruecke)
Sofern der Fahrer ausreichen deutsch spricht, kann man die Verwirrung nutzen, dem Fahrer den 5. Weg, den optimalen zu erlaeutern.

Hannover

stellt auch den erfahrenen Taxifahrer vor Herausforderungen. Zunaechst sind 2/3 aller Taxis in Hannover Kleinbusse, die den Komfort des oeffentlichen Nahverkehrs bieten, und zudem als 7-Sitzer nahezu keine Kofferraum haben.

Kein Bus

Dieses Problem laesst sich noch einfach loesen: Man steigt in das erste Limousinen-Taxi der Schlange ein. Winken der (in der Regel 2 ) davor wartenden Taxifahrer erwidert man mit freundlichem Zurueckwinken, Zurufen begegnet man mit der Antwort "kein bus", Beleidigungen mit dem Mantra "freie Taxiwahl".
Schwieriger ist der Tendenz zu begegnen vom Flughafen zum Projektstandort ueber die Autobahn zu fahren (21 statt 17 Euro) hier hilft nur:
(ich:)"Warum fahren Sie einen Umweg ?"
(Taxifahrer:)"Ist kein Umweg"
(ich:)"17 Euro"
Entweder gibt der Taxifahrer jetzt auf oder er muss den Taxameter halt frueher ausmachen. Ein Taxifahrer wollte mir sogar beweisen, dass Autobahn schneller ist, trotz 90 in der 30erzone musste er dann einen km vor dem Ziel abschalten.(nebenher hatte er noch das 40/90 Problem) Aber der Versuch war ehrenhaft.

Das 40/90 Problem

ist Projekt- und sprachspezifisch. Die Taxi-Bestellung lautet in der Regel:
(ich:)"Constantinstrasse 90, VHV, das neue Gebaeude"
Je nach Sprachfaehigkeit des Fahrers kommt haeufig die Bestaetigung:
(Taxifahrer:)"Versicherung?" oder
(Taxifahrer:)"Firma?"
Die VHV hat zwei Gebaeude, Constantinstrasse 40 und Constantinstrasse 90. Wenn der Fahrer sich aus Speicherplatzgruenden nur VHV gemerkt hat, so landet man im falschen Gebaeude, Constantinstrasse 40. Dann muss man :
  • Rechtzeitig den Fahrer warnen,
  • Taxameter abschalten lassen bei Erreichen des falschen Ziels, aber zuallererst bei begruendetem Verdacht auf reduzierte Speicherkapazitaet des Fahrers:
  • Das Ziel widerholen lassen.....
Dies fuehrt zu folgendem Dialog:
(ich:)"Constantinstrasse 90, VHV, das neue Gebaeude"
(Taxifahrer:)"Versicherung?"
(ich:)"Koennten Sie noch einmal das Ziel wiederholen ?"
(Taxifahrer:)"Versicherung?"
(ich:)"Constantinstrasse 90, VHV, das neue Gebaeude"
(Taxifahrer:)"Constantin 90?"
und dann darf man den Weg diktieren.....

Den Weg diktieren

Hannoveraner Taxifahrer nehmen vom Hotel zum Kunden gerne die Landschaftlich schoenere Strecke, diese ist zwei Euro teurer. Witze darueber zu machen, ist sinnlos:
(ich:)"Warum fahren Sie die landschaftlich schoenere Strecke ?"
(Taxifahrer:)"Hannover hat viele alte Haeuser"
(ich:)"ok 11 Euro wegen Umweg" (haette ich mir aus sparen koennen)
Also endet es wie immer:
(ich:)"Wollen Sie nicht links abbiegen ?"
(Taxifahrer:)"Ist Schneller rechts"
(ich:)"ist Umweg, 11 Euro, Strecke ist mit GPS ausgemessen"

GPS

Die Steigerung in Hannover sind zu Messezeiten voellig ortsunkundige Taxifahrer:
(ich:)"Constantinstrasse 90, VHV, das neue Gebaeude"
(Taxifahrer:)"Weisst Du wo ist, bin von Flughafen?"
(ich, wegen Messe in anderem Hotel als sonst:)"nein, nehmen GPS?"
(Taxifahrer:)"Du wissen wie geht ? , ist neu ..."
also hab ich das GPS programmiert .... Beim Hinweis "Wenden" vom GPS wendete der Fahrer sofort und fuhr beinahe ein Fahrradfahrer ueber den Haufen. Ich hab dann nur 9 Euro bezahlt, das naechste mal klau ich allerdings das GPS.

Wechselgeld

Der Versuch, ein Taxi mit Kreditkarte zu zahlen, scheitert ohne Ausnahme.
(ich:)"kann ich mit Kreditkarte zahlen ?"
(Taxifahrer:)"ich habe keine Kreditkarte"
(ich:)"Sie brauchen ja auch keine Kreditkarte zu haben, ein Lesegeraet reicht "
(Taxifahrer:)"ich habe keine Kreditkarte"
Auch Kleingeld ist haeufig ein Problem
(Taxifahrer:)"Haben sie kein Kleingeld"
in seinem Portemonnaie klimpert genausovie Kleingeld wie in meinem. Beide sind wir zu faul zum Sammeln.
(ich:)"nein"
Ok, jetzt bekomme ich nur Cents zurueck.... Alternativ gibt es die Situation, ich habe nur einen 50 Euro schein in der Tasche, gebe ihn zum Bezahlen...
(Taxifahrer:)"Haben sie kein Kleingeld"
(ich:)"nein"
(Taxifahrer:)"kann ich nicht wechseln"
Die Situation scheint Ausweglos, bin ich jetzt ein Betrueger, der das Taxi nicht bezahlen kann, fragt mich der Blick des Fahrers. Doch eine Blitzanalyse meinerseits kommt zu dem Ergebnis: nicht mein Problem.
(ich:)"das ist aber schade, was machen wir denn nun ?"
Bis jetzt hat das noch immer den Taxifahrer zum Geldwechseln getrieben, manchmal muss man allerdings mit der Kreditkarte drohen...

Fazit:

Wir haben uns angwoehnt, wann immer moeglich, mit 2 Kollegen im Taxi zu fahren, dann kann wenigstens einer ruhen, waehrend der andere den Fahrer beaufsichtigt.

Interlude

Es ist lange her, dass ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Manches hat sich gegenueber dem letzten Eintrag geaendert, konstant geblieben ist die Veraenderung.
Mein Arbeitgeber aus dem letzten Text hat nicht nur den Wunsch geaeussert, mich dem Arbeitsmarkt zur Verfuegung zu stellen, er hat dem Wunsch auch Taten folgen lassen. Den Arbeitsgerichtsprozess habe ich dann gewonnen....
Ich bin jetzt fuer einen renommierteren Arbeitgeber wieder back to Business....

Sonntag, Dezember 11, 2005

IDIOTS

Wir sind heute wieder schizophren. Irgendwie bin ich immer noch der Freak von damals, alternativ, punkig, und immer auf der Suche. Aber ich bin auch der smarte Consultant einer Unternehmensberatung, und kann inzwischen nahezu fehlerfrei eine halbe Stunde völlig glaubwürdig über Dinge reden, von denen ich im Leben noch nie etwas gehört habe.

Voraussetzung ist, mein gegenüber kennt die Dinge ebensowenig wie ich. Nach kurzer Zeit hält er (es sind immer nur Männer) mich für jemanden, der nicht nur von den wichtigen Dingen bescheid weiss, sondern diese auch hervorragend erklären kann.

Der Unterschied zu vielen Kollegen ist nur, ich weiss, dass ich auf einer Bühne stehe, eine schlecht gelernte Rolle mit viel Professionalität durchziehe. Viele Kollegen sehen sich anders. Verstehen sich selber anders. Sie glauben das, was sie erzählen, und wissen doch wirklich noch viel weniger als ich, und nicht einmal das erkennen sie.

Die Rolle ist bei ihnen zur Person geworden, die Form ist nicht nur inhaltslos, sie ist der Inhalt, und der ist nur Form.
Deshalb fallen sie in Rituale, Schlips, Weste und Anzug als die offensichtlichsten.
Das schönste Beispiel für diese Denkweise ist -- die Benutzung von Powerpoint.
Anweisung :
keine Sätze, nur Floskeln, wir reden mit dem unaufmerksamen Rezipienten.
Der Zuhörer soll nicht denken müssen,sondern fokussiert Key-Issues aufnehmen und auf dieser Basis Entscheidungen treffen.

Und so dreht sich das Bild im Kreise, der Sprecher hält den Hörer für dumm, und spricht auf diesem Niveau, der Hörer erlebt einen auf niedrigstem Niveau sprechenden, und hält diesen für nicht mehr in der Lage. Gegenseitige Erwartungshaltung : der Andere ist dumm.
Recht haben dann irgendwo beide....
Drehen wir die Szene einmal um ....
  • wir sind jetzt die Zuhörer und vor uns sitzen uniforme Consultants (remember- auch ich bin so einer) und reden/präsentieren auf uns ein, und tuen dies auf dem niveau von fünfjährigen.
  • Von solchen mindergeistigen sollen wir jetzt beraten werden ?aber das ist jetzt wieder den freak der diese gedanken wälzt, der geübte entscheider hat sich an dieses niveau bereits so sehr gewöhnt, dass er sich garnichtmehr vorstellen kann, anders behandelt zu werden. und so fällt er entscheidungen auf dem informationshorizont eines fünfjährigen, und die trainierte denkfaulheit wird zur denkfäule.
  • offensichtliche fehler werden nicht gesehen, auf axiomen, die nicht einmal der überprüfung durch simpesten realitätskontakt standhalten, werden imperien erbaut und beim zerfall dieser weiterhin in fünfjährigen-niveau right(ge)sized.
Was anderes war dot.com auch nicht und warum will mein verfickter chef mich rausschmeissen ???
Manchmal wünschen wir uns, der freak würde zum punk, und der consultant wünscht den freak zur hölle, entspannt sei die gesichtsmuskulatur.
Dennoch lieben wir alle heinz, denn heinz kümmert sich persönlich um jeden von uns .....

(nachtrag: der text wurde mitte 2004 geschrieben, einige tage später wurde ich dann tatsächlich gefeuert)

Willkommen

Auf Mink-Net.ch hatte ich begonnen, eine Seite mit Texten zu aktuellem Unsinn aufzusetzen.
Aus Zeitgründen war das ganze nicht so schnell.
Dieser Blog soll der Nachfolger sein....